Text-Hinweis: german foreign policy vom 12.02.2016 |
Die Zahl der weltweiten Kriege und ihrer Opfer wird dieses Jahr weiter steigen. Dies sagt ein einflussreicher Diplomat in der führenden deutschen Außenpolitik-Zeitschrift voraus. Demnach nehme schon seit fünf Jahren „weltweit die Zahl der Konflikte und damit der Opfer und der Flüchtlinge“ zu; diese Entwicklung werde sich „wohl auch in diesem Jahr fortsetzen“.
Die Zeitschrift „Internationale Politik“ untermauert diese Vermutung mit einem Überblick über die aktuellen Kriege. Tatsächlich sind die blutigsten Kriege der Gegenwart – im Irak, in Syrien, Libyen, Afghanistan oder im Südsudan – ein direktes oder indirektes Ergebnis westlicher Machtpolitik, die mit Militärinterventionen oder der subversiven Unterstützung für Aufständische darauf zielte, prowestliche Umstürze herbeizuführen oder nicht kooperationswillige Staaten zu schwächen. Für die Zukunft nimmt die „Internationale Politik“ mögliche Konflikte im Umfeld Chinas in den Blick. Ist es den westlichen Mächten in den Jahren des chinesischen Aufstiegs nicht gelungen, die rohstoffreiche arabische Welt für die Zeit des bevorstehenden Machtkampfs gegen die Volksrepublik fest an sich zu binden, so zeichnet sich dieser Machtkampf inzwischen deutlich ab.
Krieg auf dem Vormarsch
Unter dem Titel „Die Kriege des Jahres 2016“ befasst sich ein aktueller Beitrag in der Zeitschrift „Internationale Politik“ mit den wichtigsten Waffengängen der Gegenwart. Autor ist Jean-Marie Guéhenno, ein französischer Diplomat, der auf einflussreichen Positionen im französischen Außenministerium tätig war und heute als Präsident des international operierenden westlichen Think-Tanks International Crisis Group fungiert. „Krieg ist auf dem Vormarsch“, heißt es in dem Beitrag: „Das zeigt der Blick zurück, denn seit rund fünf Jahren steigt weltweit die Zahl der Konflikte und damit der Opfer und der Flüchtlinge.“ Dies werde sich „wohl auch in diesem Jahr fortsetzen, mit alten und neuen Kriegen“.[1] Tatsächlich haben Experten bereits für 2014 einen Anstieg der Zahl der Todesopfer in den 20 blutigsten Kriegen um 28 Prozent gegenüber 2013 auf mehr als 163.500 Tote festgestellt.[2] Die Tendenz hält an.
Skepsis ist angebracht
Guéhenno verweist zunächst auf die Kriege in Syrien und im Irak. „In Syrien tobt der schwerste Krieg unserer Zeit“, schreibt der Präsident der International Crisis Group. Zwar beschleunigten sich die diplomatischen Aktivitäten zur Lösung des Konflikts, „teils aufgrund Russlands Militärintervention, teils wegen der Terroranschläge von Paris“. Auch wenn man hoffen könne, dass die jüngste Verhandlungsinitiative letztlich zum Erfolg führe: „Es gibt viele Gründe, skeptisch zu bleiben.“ Auch der Irak kommt, wie Guéhenno festhält, nicht zur Ruhe. Dies ist der Fall, seit eine US- geführte Kriegskoalition ihn im Jahr 2003 überfiel, um in Bagdad prowestliche Kräfte an die Macht zu bringen. Syrien wiederum versinkt im Krieg, seit die westlichen Mächte Teile der Opposition beim Versuch zu unterstützen begannen, die Regierung zu stürzen und ebenfalls prowestliche Kreise an die Spitze des Staates zu stellen. Experten schätzen die Zahl der Menschen, die im Irak seit 2003 kriegsbedingt das Leben verloren, auf eine Million.[3] Dem Syrien-Krieg sind mittlerweile wohl mehr als 300.000 Menschen zum Opfer gefallen. Mehr als zehn Millionen sind zudem aus dem Land geflohen oder zu Binnenvertriebenen geworden.
der gesamte Text steht hier: die großen Mächte und ihre Kriege